Mulesing

Zuletzt aktualisiert am 26.05.2021.

Beim Mulesing handelt es sich um eine schmerzhafte und stark umstrittene Methode, um bei Schafen einen Befall mit Fliegenmaden und die daraus folgenden Myiasis-Erkrankung zu verhindern.

Verfahren

Beim nach John W. H. Mules benannten Verfahren wird ein V-förmiges Stück Haut rund um den Schwanz des Schafes ohne Betäubung entfernt. Zusätzlich wird der Schwanz oberhalb des dritten Schwanzwirbels kupiert. Dies führt zu einer Straffung der After-Schwanz-Falte und dadurch zu weniger Ansammlung von Flüssigkeit, Kot und Urin, welche den Fliegenmadenbefall stark begünstigen.

Entstehung und Folgen der Myiasis

Durch mit Kot und Urin verdreckte Wolle werden Fliegen angelockt. In offenen Wunden eines Schafes legen die Fliegen dann ihre Maden ab, welche sich durch das Fleisch des Wirtes ernähren. Die daraus entstehende Myiasis-Erkankung, welche in vielen Fällen tödlich verläuft, stellt ein großes ökonomisches Problem für die Schafhaltung dar.

Regionales Vorkommen

Das Mulesing wird fast ausschließlich in Australien praktiziert, da die verursachende Fliegenart Lucilia cuprina dort gute Lebensbedingungen vorfindet. Diese Schmeißfliegenart wurde ursprünglich aus Südafrika nach Australien eingeschleppt.

Das Verfahren wird ebenfalls im benachbarten Neuseeland durchgeführt, in welchem für die Fliegen ähnliche Lebensbedingungen herrschen.

Bei Schafen in anderen Teilen der Erde kommt dieser Fliegenbefall nicht vor. Daher sind Wollen aus diesen Regionen immer mulesingfrei.

Rechtliche Situation

Im Oktober 2004 gab das amerikanische Unternehmen Abercrombie & Fitch bekannt in Zukunft keine australische Wollen der Merinoschafe mehr zu verwenden, da diese unter Einbeziehung von Mulesing gewonnen wurde. Vorhergegangen war öffentlicher Druck der Tierschutzorganisation Peta.

Im November 2004 beschlossen Mitglieder der australischen Wollindustrie bis Ende 2010 kein Mulesing mehr zu praktizieren. Dieser Termin wurde aber später ausgesetzt und nicht neu festgesetzt. Stattdessen wird das Verfahren nun überwiegend unter einer lokalen Betäubung durchgeführt.

In Neuseeland gab es ab Ende 2010 eine Selbstverpflichtung der Merino-Industrie zum Verzicht auf Mulesing. Diese wurde jedoch nicht durch alle Landwirte befolgt. Ein offizielles Verbot des Mulesing-Verfahrens trat am 1. Oktober 2018 in Neuseeland in Kraft.

Die New Zealand Merino Company betreibt ein eigenes Qualitätssiegel namens Zque, welches Wolle kennzeichnet, die unter anderem nicht durch Mulesing gewonnen wurde.

Alternativen

Alternativen zum Mulesing werden bereits erforscht und auch praktiziert. Dazu zählen vor allem nicht-chirurgische Verfahren:

  • intradermale Injektionen mit Proteinen
  • gezielte Zucht der Schafe
  • sichere Insektizide, die weder Fleisch noch Wolle schädigen
  • Fliegenbekämpfung durch biologische Methoden
  • So genannte breech clips aus Plastik, welche die Haut der Schafe straffen

Kommentare und Anmerkungen

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